Hallo Bernhard. Du bist mit sechs Versuchen deutscher Rekordteilnehmer an der Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision de la Chanson. Wie sehr ärgert es dich, dass dieses Kapitel in deiner langen und erfolgreichen Karriere unvollendet blieb?

Klar hätte ich gerne einmal gewonnen. 1984 hätte ich es ja fast geschafft. Aber da war Mary Roos mit "Aufrecht geh’n" vor mir. Was völlig in Ordnung war, da für mich damals das bessere Lied von Michael Reinecke gewonnen hat. Ich bin mit "Liebe ist" angetreten. War hübsch, aber verdienter Zweiter. Ralph Siegel war damals nur auf Position Drei, obwohl er ja seinerzeit ein Abonnement auf den Sieg zu haben schien. Es hat nicht sollen sein. Damit kann ich leben.

Mit welchem der sechs Titel hättest du dir international die größten Chancen ausgerechnet und welches Lied war dein persönlicher Favorit?

Na ja, sagen wir es mal so. Das Ganze war ja damals ein Autorenwettbewerb, und ist es ja heute immer noch. Auch wenn natürlich die Interpreten sehr im Fokus stehen. Dies waren immer Lieder, die nicht explizit für mich geschrieben wurden. Da wurden erst die Titel verfasst, und erst später wurden dann die Interpreten gesucht. Insofern war das immer ein bisschen unglücklich. Nicht, wie das heute ist. Da werden Lieder für bestimmte Interpreten geschrieben, bzw. Interpreten reichen selber Stücke ein. Das hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Und ich muss sagen, das ist eindeutig der bessere Weg was die Identifikation mit dem Titel anbelangt. Das letzte Mal war, glaube ich, Anfang der 90er Jahre mit dabei.

Da hast du aber 2002 unterschlagen…

2002 war das noch? Ach ja… "Es ist niemals zu spät" zusammen mit Ireen Sheer. Das war für mich von den sechs Titeln der schönste, den ich auch am chancenreichsten fand. Eine große Nummer. Das war für mich das stärkste Lied. Damals war ja, neben Ralph Siegel natürlich, auch noch die Kelly Family im Wettbewerb vertreten. Ralph ist ja ein alter Hase im Grand-Prix-Geschäft, der sowohl national als auch international alles ausschöpft, was möglich ist.

Ireen Sheer und du, ihr versteht euch sehr gut und hattet auch großen Erfolg mit dem Titel "Du gehst fort". Was schätzt du besonders an ihr?

Ireen Sheer ist eine tolle Kollegin. Sie ist ein absoluter Profi in dem Geschäft und dabei total bodenständig geblieben. Du kannst mit ihr Essengehen, quatschen. Wunderbar. Sie ist sehr, sehr angenehm. Wir treffen uns auch privat ab und zu. Wie ich auch andere Kollegen gerne privat treffe. Heutzutage ist es ja leider so, dass Viele aus der alten Garde von der Bühne verschwinden, bzw. auch aus dem Leben scheiden. Das ist ja in letzter Zeit leider immer öfter passiert. Insofern muss man dem Moment frönen und den Augenblick genießen. Und das können Ireen und ich wunderbar miteinander.

Weißt du, was aus Gilda geworden ist, mit der du 1988 in der deutschen Vorentscheidung "Komm‘ ins Paradies mit mir" gesungen hast?

Mit der großen Plattenkarriere ist es ja leider nichts geworden. Soviel ich weiß macht Gilda sehr viele Fernsehsachen, tritt aber hauptsächlich auf Kreuzfahrtschiffen auf. Aber was sie genau macht? Keine Ahnung. Wir haben uns nach dem Duett damals aus den Augen verloren. Das ist ja nun schon ziemlich lange her. Aber ich hoffe, dass sie erfolgreich ihr Ding durchzieht.

Du wolltest ursprünglich Anwalt werden. Was hat dich damals dazu bewogen den unsicheren Beruf eines Künstlers dem gesicherten Einkommen eines Advokaten vorzuziehen?

Sagen wir mal so. Ich wollte nie Anwalt werden. Aber ich wäre es wahrscheinlich geworden. Ich sollte es werden. Meine Eltern wollten natürlich sehen, dass ich einen "normalen" Weg einschlage. Und das hieß nach dem Abi studieren. Mein Vater wollte, dass ich Architektur studiere. Genau wie er. Insofern wäre das mein vorgezeichneter Weg gewesen. Aber dann habe ich lieber Jura in Berlin studiert. Und da war dann auch die Plattenfirma. Insofern war das der richtige Weg für mich. Als ich dann von den Plattenverkäufen und meinen Auftritten leben konnte, habe ich das Studium dann zugunsten meiner künstlerischen Laufbahn geschmissen. Und ich habe es bis heute keinen einzigen Tag bereut.

Wie bist du dann letzten Endes entdeckt worden?

Das war so eine Geschichte… Ich habe mit meinem Onkel Anfang der 70er Jahre bekannte Titel aus der damaligen Zeit eingesungen und aufgenommen. Da war ich 17. Während meiner Schulzeit, kurz vor dem Abitur, haben wir zusammen einen Ausflug nach Tirol gemacht. Da hat mich dann ein Kellner gehört, der in Berlin Beziehungen hatte. Und so kam ich zum Vorsingen, und die haben mich dann tatsächlich genommen. Meine Eltern sind in Ohnmacht gefallen. Weil sie dachten, nun läuft alles in geregelten Bahnen. Jetzt wird der Junge endlich mal aus berufenem Munde hören, dass das mit dem Singen nichts wird. Und dann kam es eben anders: "Den finden wir gut, den holen wir". So war es dann eben der natürliche Weg, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe und das Jura-Studium an den Nagel gehängt habe.

Wie lange brauchst du im Bad bis du deine Lockenpracht gebändigt hast?

Das geht im Grunde sehr schnell. Ich lasse meine Haare lufttrocknen. Die sind sehr lang im Moment. Ich muss dringend zum Frisör. Sonst sehe ich bald aus wie Jürgen Drews, nur in blond (lacht). Wenn’s sein muss föhn ich sie kurz durch, Haarspray drauf und fertig. Also nix mit Lockenstab. Alles Natur.

Du bist seit beinahe 30 Jahren mit deiner Frau Ute verheiratet, was in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich ist. Was ist das Geheimnis eurer Beziehung?

Es passt ganz einfach gut. Sie ist ähnlich gelagert wie ich. Bodenständig, normal. Frech, aber auch sehr ausgeglichen. Meine Frau hat sportliche Interessen, genau wie ich. Deshalb passt das alles wunderbar zusammen. Jeder Pott findet nen Deckel. Es ist alles gut, so wie es ist. Untrennbar.

Bist du im Großen und Ganzen mit deiner Karriere zufrieden? Du warst nie ganz an der Spitze, aber immer gut mit dabei. Gab oder gibt es von deiner Seite Gefühle von Neid gegenüber Wolfgang Petry und Helene Fischer zum Beispiel?

Nein, überhaupt nicht. Wolfgang Petry lief in den 70er Jahren so ein bisschen mit. In den 80ern gar nicht, und dann kamen die 90er. Da hat er alles abgeräumt was ging. Da waren alle anderen in der ZDF-Hitparade plötzlich zu Statisten degradiert. Es ging für uns dann nur noch um Platz 2, wenn Wolfgang dabei war. Er hatte verdient einen Riesenerfolg. Ähnlich groß wie Helene Fischer heut. Und sie ist nun groß geworden in der heutigen Zeit. Die ist größer, als jeder internationale Act in Deutschland. Es konnte keiner ahnen, dass es sowas geben kann. Insofern kann man sowohl Wolfgang damals für die Karriere, als auch Helene Fischer heute nur gratulieren und sagen "Hut ab".

Für dein aktuelles Album "Unendlich" hast du mit dem Grafen von Unheilig zusammen gearbeitet. Wie kam dies zustande? Und was macht diese Zusammenarbeit aus?

Wir haben uns durch einen Bekannten kennengelernt. Und da habe ich bemerkt, welchen Respekt er vor dieser langjährigen Karriere hat. Denn ich stehe ja für Kontinuität in dieser Branche. 44 Jahre bin ich nun schon im Geschäft, habe neben meine Gesangskarriere viel in Radio und Fernsehen moderiert. Was ja nach wie vor aktuell ist. Ich habe ja sehr viele Lieder in meinem Repertoire. Insofern kann ich ja nicht unglücklich sein mit dem, was ich alles schon erlebt habe. Denn wer hat so eine lange Karriere schon normalerweise, und doch noch so gesund und munter. Insofern war das toll, dass der Graf Spaß daran hatte Songs für mich zu schreiben. Da er sagte, er hört demnächst sowieso auf, da hab ich zu ihm gemeint: "Dann schreib noch ein bisschen weiter". Der Titel aus seiner Feder "Von hier bis Unendlichkeit" war ein Riesenerfolg. Insofern ist das letzte Wort noch nicht "gesungen", was die Zusammenarbeit angeht. Und ich habe mich selber riesig darüber gefreut.

Du bist, wie bereits erwähnt, seit über 40 Jahren im Musikgeschäft tätig. Welche Zeit davon war die beste Zeit? In der heutigen Zeit ist es ja deutlich schwerer als Schlagersänger von der Musik zu leben als zu Beginn deiner Karriere.

Sagen wir mal so, ja. Damals waren die Umsätze ganz anders. Da haben wir in der Woche 12 bis 15 Tausend Singles verkauft. Manchmal sogar noch mehr. Sehr viel mehr sogar. Viele aus unserer Branche hatten Millionenhits und jedes Ding lief. Mehr oder weniger. Da waren Lieder Flops, die heute, von den Verkaufszahlen her, Riesenhits wären. Dies hat sich natürlich völlig verändert. Die ganze Musikbranche hat einen extremen Wandel vollzogen. Zumal damals alles sehr viel familiärer zuging. Da sind wir Kollegen nach einer Sendung noch irgendwo weg gegangen. Das gibt es heutzutage nicht mehr. Das ist einfach der Zeitgeist. So wie es damals nur zwei Programme gab. Da hat die ganze Familie die ZDF-Hitparade angeschaut. Das war einfach so. Heute gibt es allein in Berlin gefühlte 250 Fernsehsender. Insofern ist das alles vielfältiger geworden. Die Hände, die in den Topf reingreifen, sind einfach viel mehr geworden. Der Pott ist ja gleich geblieben. Daher sehe ich das Ganze eher als Umverteilung. Aber ich werde jetzt der damaligen Zeit nicht nachweinen: "Früher war alles besser". Alles ändert sich. Das ist normal, der Lauf der Zeit.

Die ZDF-Hitparade wurde Ende 2000 eingestellt. Wie sehr fehlt dir und auch der ganzen Branche diese Sendung? Besonders für den Nachwuchs ist es heute schwieriger sich auf dem Musikmarkt zu etablieren.

Natürlich sind die Sendungen, und somit die Möglichkeiten der Präsentation, weniger geworden bzw. komplett verschwunden. Ich habe noch eine eigene Sendung, die ich selber moderiere. Aber für den Nachwuchs gibt es wirklich sehr wenige Möglichkeiten. Insofern ist das heute ganz, ganz schwer geworden. Ich hoffe, dass bald mal jemand auf die Idee kommt eine ähnlich konzipierte Sendung wie die ZDF-Hitparade auf die Beine zu stellen. Egal auf welchem Sender. Der MDR, gerade wo ich meine Musiksendungen macht, hat sehr viele Musiksendungen in seinem Programm. Da gibt es zwei große Sendungen. Mit Carmen Nebel und Florian Silbereisen. Und meinen Kollege Andy Borg haben sie ja leider ein wenig beschissen mit dem Musikantenstadl. Das neue Team ist ja nun leider gescheitert. Insofern "schreit" es nach einer Sendung die modern und gut gemacht ist. Aber gut, du kannst eben nicht in die Köpfe der Verantwortlichen schauen. Manchmal hat man das Gefühl, die wollen den deutschen Schlager vernichten. Weil sie sich einfach nichts trauen und nichts machen. Die Verantwortungsträger in den Sendezentralen sind leider so ein bisschen gegen die deutsche Schlagermusik. Das ist leider Fakt.

Das ist doch eher konträr zur derzeitigen Entwicklung auf dem deutschen Musikmarkt. Dieter Bohlen versucht seine DSDS-Kandidaten, nach dem Erfolg mit Beatrice Egli, die sich in der Musiklandschaft etabliert hat, in Richtung Schlager zu bringen.

Ja, mein alter Freund Dieter Bohlen. Er kommt ursprünglich ja auch aus der Schlager-Branche. In den 70er-Jahren habe ich einiges mit ihm zusammen geschrieben. Dieter findet Schlager auch "mega-geil" (Anm. d. Red.: spricht wie Dieter Bohlen). Das kann er auch unheimlich gut schreiben. Modern Talking ist ja quasi alles Schlager… nur in englischer Sprache. Das ist seine Welt im Prinzip. Insofern ist es nur konsequent von Dieter. Wunderbar.

Auf deiner Homepage steht, dass Rudi Carrell dir eine eigene Show angeboten hat. Warum ist dies gescheitert?

Wir haben uns kennen gelernt, und er ha gesagt: "Ruf mich an. Wenn du es nicht machst, ist das dein eigener Fehler". Und ich habe da leider etwas gezögert. Ich dachte, das meint er doch gar nicht so. Aber er hat es so gemeint. Leider kam diese Erkenntnis dann zu spät. Er war einer, der gesagt hat: "Dem Brink trau ich das und das zu". Rudi Carrell hätte mir explizit eine Sendung auf den Leib geschneidert und wäre dann auch auf die Fernsehsender zugegangen. Wie ein Manager und hätte denen das dann verkauft. Und das habe ich schlichtweg unterschätzt. Irgendwann war es dann leider zu spät. Das habe ich im Nachhinein sehr bedauert. Weil mit Rudi Carrell an der Seite wäre das natürlich der Hammer gewesen.

Du bist auch sehr sozial engagiert, unter anderem Schirmherr der Organisation "Kids Küche" in Berlin. Wie sieht dein Engagement genau aus?

Ich bin ja auch Botschafter der Leukämie-Stiftung von José Carreras. Gemeinsam mit anderen, wunderbaren Kollegen. Außerdem engagiere ich mich noch bei "Die Arche" in Hellersdorf, wo ich unter anderem "Kids Küche" unterstützt habe. Weil diese inzwischen viele Dependancen haben. Und das mach ich sehr gerne. Das sind zwei Projekte. Ich habe außerdem ein Buch geschrieben. Das heißt, nicht ich… ich will mir nichts Fremdes anheften, was mir nicht zusteht. Gemeinsam mit Eva Maria Popp habe ich über Alzheimer geschrieben. Die Geschichte meines Vaters, der daran gestorben ist. Ich finde das ist eine schöne Geschichte geworden, weil man nicht vergessen darf, wieviel Menschen heutzutage an Alzheimer erkrankt sind. Das sind drei Millionen. Und was für eine Industrie dahinter steckt. Mit den ganzen Hilfsmitteln in Kliniken. Was es da alles für Möglichkeiten gibt. Eben auch für die Industrie. Was da allein an Pflegeheime verkauft wird. Was da alles dran hängt. Daran denken die meisten gar nicht, weil sie es nicht kenne. Das stellt man erst fest, wenn es einen selber betrifft. Oder selber Menschen getroffen hat, die das angeht. Und dann da mal reinzuschauen und das zu erfahren, ist natürlich gewaltig.

Vielen Dank Bernhard für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg mit deiner Musik und deinen sozialen Projekten.