Hallo Mary. 1970 hast du das erste Mal an der Deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix teilgenommen und bist dabei für die erkrankte Edina Pop eingesprungen. Wann hast du erfahren, dass du "Bei jedem Kuss" singen wirst? Wurde der Titel auf Single veröffentlicht oder hast du ihn nur damals in der Show gesungen?

Ich wusste gar nicht, dass ich für Edina Pop eingesprungen bin (lacht). Das höre ich heute zum ersten Mal. Mir hat der Titel "Bei jedem Kuss" damals sehr gut gefallen, und ich glaube, der ist damals auch auf Single erschienen. Ich weiß zwar nicht mehr genau wo und wann, aber ich erinnere mich, dass ich den Song aufgenommen habe. Es war sogar ein ganz moderner Song zu dieser Zeit. Also heute wäre das ein Knaller. Damals war das vielleicht noch ein bisschen früh.

Und dann noch das abgefahrene Kostüm dazu.

Was war das denn? Was hatte ich denn damals an?

Das "Strick-Liesel"-Kleid.

Das gelb-lila? Ach nein. Eins meiner Träume… meiner Alpträume (lacht).

Wer hat das damals ausgesucht?

Ich selbst. Das mach ich immer so. War alles super damals.

1972 die zweite Teilnahme an der Deutschen Vorentscheidung und damit das Ticket zum Eurovision Song Contest in Edinburgh. Stimmt es, dass du mit den Komponisten gestritten hast, wie du diesen Song singst?

Das war "Nur die Liebe lässt uns leben". Ich weiß gar nicht mehr, worum es genau ging. Ich weiß nur, dass ich damals im Studio sehr viel mit Joachim Heider und Joachim Relin diskutiert habe. Aber es wurde eines meiner erfolgreichsten Lieder. Und es war auf alle Fälle richtig. Ich habe den 3. Platz belegt. Und das war für Deutschland damals schon ganz gut. Aber die Vorgeschichte ist ja viel schöner. Damals kam die Show aus Berlin, Paul Kuhn hat dirigiert. Und ich dachte, ich bin gar nicht unter den ersten Drei. Daher bin ich nach meinem Auftritt in die Garderobe und habe mich umgezogen. Dann schrie jemand: "Schnell, du hast gewonnen". Ich sehe heute noch einen langen Gang vor mir. Dann stehe ich auf der Bühne und habe gar keine Luft mehr zum Singen. Weil ich so gerannt bin. Ich glaube, ich hatte sogar noch zwei verschiedene Schuhe an. Das hat man Gott sei Dank an den Bildschirmen nicht gesehen. Weil ich, wie gesagt, gar nicht damit gerechnet habe zu gewinnen. Dann haben die Gazetten hinterher geschrieben: "Die singt ja komisch". Aber klar, wenn man einen riesenlangen Gang entlang läuft… in einer Geschwindigkeit wie Speedy Gonzales, dann geht das halt nicht.

Das ist bei vielen Teilnehmern beim Eurovision Song Contest ähnlich. Wenn die auf der Bühne zu sehr rumhüpfen, dann geht denen auch irgendwann die Luft zum Singen aus.

Oder man macht Sport. Aber das tue ich ja nicht. Ich bin da eher ein Bewegungsmuffel.

Hast du die Pfiffe bei der Deutschen Vorentscheidung 1972 hinterher mitbekommen, die es bei deinem Siegervortrag gab?

Pfiffe gab es da? Warum?

Weil der Gesang, eben durch deinen kurzen Spurt, nicht ganz so perfekt war?

Nein, das habe ich nicht mitbekommen. Eben nur, das geschrieben wurde, ich hätte merkwürdig gesungen. Aber gut. Das gehört zum Leben dazu. Wenn man diesen Beruf erlernt oder ausübt, dann muss man damit rechnen, dass man hinfällt. Wichtig ist, sofort wieder aufzustehen. Wer das nicht macht, der ist dann auch ganz schnell wieder verschwunden. Das gehört eben zum Geschäft dazu. Weil es läuft eben nicht alles glatt. Wie im wahren Leben. Oder nicht?

Mit wem hast du dich hinter den Kulissen in Edinburgh gut verstanden? Vicky Leandros kanntest du ja bereits.

Ja, Vicky Leandros kannt ich aus der Hitparade und aus vielen anderen Fernsehshows in Deutschland. Wenn man eine Woche lang probt, dann hat man ganz schnell in dem Alter auch viele Bekannte und Freunde. Das Schönste am Grand Prix in Edinburgh war, dass wir alle ein einem Hotel untergebracht waren. Und ich sehe heute noch diesen langen Flur, wo zum Beispiel die Österreicher einen Grinzing-Abend gemacht haben. Die Franzosen hatten Rotwein dabei. Dann haben wir Baguette gegessen. Es war jeden Abend Party angesagt. Eigentlich haben wir die ersten Tage gar nicht so sehr an den Grand Prix gedacht. Es war so schön. Wir hatten wirklich mit allen Ländern Kontakt. Wir haben zusammen gesungen… Es war einfach so, wie es sein sollte. So, wie wir es uns heute wünschen würden.

Da hat sich seit damals nicht verändert. Das ist gleich geblieben. Stimmt es, dass du superglücklich warst mit der Startnummer 1?

Ja, absolut. Ich war superglücklich. Weil, es war ja dann auch vorbei (lacht). Nach meinem Auftritt bin ich dann raus in die Stadt und dachte: "Als Erste gestartet… das kannst du vergessen". Es kamen ja noch gefühlte 150 hinterher. Dann sagte einer der Produktionsassistenten zu mir: "Wissen Sie, dass Sie bei den Buchmachern unter den ersten Drei sind?". Zum ersten Mal hat mir jemand gesagt, dass ich Chancen habe mit diesem Lied. Das hätte ich nie gedacht. Dann hab ich diesen Produktionsassistenten umarmt, hab ihm "Dankeschön" gesagt und dachte: "Ja, das war es jetzt". Und dann war ich wirklich Dritte. Das war schon sehr schön.

Dann hat also die Freude über den 3. Platz überwogen, als der Ärger nicht gewonnen zu haben?

Ach man kann nicht immer gewinnen. Das ist so eine Sache. Wir haben damals alle Deutsch gesungen. Heute kann jeder singen, was er will. In Englisch, Französisch, Italienisch. Für uns war die Vorgabe, dass wir in unserer Heimatsprache singen. Ich fand das eigentlich ganz schön. Damals hat’s mir gefallen. Aber heute ist es natürlich in englischer Sprache viel besser. Wenn man auf Englisch singt kann man viel mehr Leute erreichen, als auf Deutsch.

Stimmt das Gerücht, dass eigentlich du dafür vorgesehen warst den Titel „Rücksicht" in der Deutschen Vorentscheidung 1983 zu singen. Und wenn ja, woran ist das gescheitert?

Ich muss ehrlich sagen, ich lebe überhaupt nicht im Gestern. Ich habe große Schwierigkeiten mit Jahreszahlen. Weil ich immer denke: "Es ist ja nun schon passiert". Mein Produzent Michael Reinecke hat "Rücksicht" komponiert, Text von Volker Lechtenbrink. Ich fand das wirklich ein tolles Lied. Aber irgendwie passte das damals nicht in meinen Terminplan und ich habe mich dann, ein Jahr später, für "Aufrecht geh’n" entschieden. Weil das zu meiner damaligen Situation sehr gepasst hat. "Aufrecht geh’n" ist ein sehr authentisches Lied. Und deswegen habe ich das gesungen. Später habe ich dann "Rücksicht" noch einmal aufgenommen. Für mich ist es eins der schönsten Lieder und Texte, die jemals geschrieben wurden. Denn "Rücksicht" vermissen wir in der heutigen Zeit doch sehr.

Du sagst, ihr hattet den gleichen Produzenten. Dann hast du Hoffmann & Hoffmann sicher gekannt. Wie wurde der Tod von Günter damals unter den Kollegen in der Branche aufgenommen? 1983 beim Grand Prix in München hatten die beiden einen tollen Auftritt, nicht einmal ein Jahr später war Günter tot.

Der Günter war ein ganz feiner Mensch. Ich habe selten jemanden gesehen, der so sensibel war und auch so ein toller Kerl war wie er. Es ist ja immer noch so ein bisschen ungeklärt, was damals genau in Rio passiert ist. Es war schlimm für uns alle. Ich war auch bei der Beerdigung von Roger Cicero. Wenn die Leute so früh sterben ist das immer traurig.

1984 die zweite Teilnahme beim Grand Prix mit "Aufrecht geh’n". Bei der Deutschen Vorentscheidung in München warst du noch voller Energie und voller Leben. In Luxemburg im Finale hast du wie versteinert gewirkt. Was ist zwischen diesen beiden Auftritten passiert?

Das war eine private Sache über die ich nicht so gerne rede. Eine sehr private Sache. Und dann ist das halt eben so. Es passieren eben auch Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Hätte ich mich jetzt dagegen gewehrt und wäre besonders aufgedreht gewesen, wäre es wahrscheinlich genauso schlimm gewesen. Ich weiß auch nicht. Ich war wirklich wie erstarrt. Ich habe mir den Auftritt in Luxemburg auch nie angeschaut. Ich weiß nur, in dem Moment wo ich draußen war dachte ich: "Das bin ich nicht". Aber, es ist eins meiner schönsten Lieder. Und bleibt es. Und es gibt nichts zu bereuen. Ich bereue sowieso nichts. Niemals. Das ist, glaube ich, das Beste, was man tun kann. Ich lerne aus meinen Fehlern, sicher. Aber ich bereue nichts.

Weißt du, warum Deutschland 1984 keinen eigenen Dirigenten dabei hatte? Damals hat der Orchesterchef von RTL, Pierre Cao dirigiert.

Keine Ahnung.

Außerdem hat sich das Orchester am Anfang von "Aufrecht geh’n" verspielt.

Das Orchester hat sich immer verspielt. Bei "Aufrecht geh’n" gab es einen Auftakt von einem Schlagzeug. Und das hat nie geklappt. Der Auftakt ist sehr wichtig. Aber das lag sicher nicht daran, dass ich damals nur Platz 13 belegt habe. Aber es war wirklich so. Bei den Proben hat das nie geklappt, und dann dachte ich immer: "Warum?".

Hast du das bei deinem Auftritt am finalen Abend mitbekommen? Bringt einen das aus dem Takt?

Ich hab immer gewartet und gedacht: "Was kommt denn heute?". Während der Probe dachte ich immer: "Na, vielleicht macht er jetzt mal was ganz anderes?". Hat er dann auch gemacht (lacht).

Was muss, deiner Meinung nach, Deutschland tun um beim Eurovision Song Contest wieder besser abzuschneiden?

Das ist nichts Persönliches. Überhaupt nicht. Das liegt nicht an den Künstlern. Das liegt sicher an unserer politischen Lage. Auch. Und dass sich die Ostblockländer immer sehr die Punkte zuschieben. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es so ist. Wenn die Wertung losgeht bekommen wir ja selten Punkte aus diesen Ländern. Und schon gar nicht von unseren Nachbarn aus Österreich. Darüber will ich gar nicht reden.

Seit Televoting klappt das etwas besser. Da bekommen wir öfters Punkte aus Österreich. Aber auch nicht immer.

Ich fürchte, dass sich in Deutschland bald gar keiner mehr zur Verfügung stellen wird. Das ist das Problem. Dann wird es so sein, dass immer junge Leute genommen werden, die gerade erst anfangen. Es herrscht die Denkweise: "Für die kann das ja dann nicht so schlimm sein". Ich finde diese Einstellung furchtbar. Weil gerade die jungen Künstler ein bisschen Kraft und Mut brauchen um weiter zu machen.

Wie kam es zu deinem legendären Auftritt, als einzige deutsche Künstlerin überhaupt, in der Muppet Show? Wie ging es hinter den Kulissen mit den Puppen zu?

Ich weiß bis heute nicht, warum ich diese Ehre hatte das zu machen. Ich bekam eines Tages von Jim Henson, dem Erfinder der Muppet Show, einen Anruf. Ob ich das machen würde. Und ich dachte, das ist ein Gag: "Ja, ja, klar. Ich bei den Muppets. Sicher". Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass die mich nehmen. Dann habe ich ein Skrip zugeschickt bekommen. Und hat ein Lied für mich ausgesucht. Das habe ich alles auswendig gelernt. Dann wurde ich mit einer großen Limousine am Flughafen abgeholt. Das war damals schon in London. Also nicht mehr in Amerika, wie zu Beginn der Show. Da sagte Jim Henson: "Wir gehen heute Abend essen". Damit ich die ganze Truppe auch ein bisschen näher kennenlernen konnte. Wir hatten einen lustigen Abend. Dann sagte Jim Henson zu mir: "Ich schreibe alles um". "Wie, Sie schreiben alles um? Ich habe doch bereits alles gelernt". Dann sagte er: "Wir machen morgen einfach etwas anderes". Dann hat er mir einen neuen Text geschrieben. Und die ganze Nacht habe ich das auswendig gelernt. Weil ich mich ja nicht blamieren wollte. Der Text war teils in Englisch und teils auf Deutsch. Ich hab das in beiden Sprachen aufgenommen. Und alles live gesungen. Das würde man heutzutage sicher nicht mehr machen. Es war eine wundervolle Erfahrung. Das muss ich ehrlich sagen. Weil auch diese Puppenspieler wie Kinder waren. Die haben mit ihren Puppen auch während der Drehpausen gesprochen wenn sie Tee getrunken haben. Die haben sich richtig mit denen unterhalten. Ich dachte zuerst: "Sind die bekloppt?". Aber das war sehr, sehr schön zu sehen. Wie sie über die Puppen gesprochen haben. Auch mit ihren Kollegen. Immer die Puppe in der Hand.

In den 70er Jahren warst du auch in Frankreich sehr bekannt und hattest dort, neben Deutschland, eine gut laufende Karriere. Warum ging dies zu Ende?

Das stimmt. Ich habe zur damaligen Zeit in Frankreich sehr viele Sachen gemacht. Ich habe Musicals gespielt, obwohl ich kein Französisch konnte. Aber diese Sprache liegt mir irgendwie. Und manchmal denke ich auch, dass ich sehr viel Frankophiles in mir habe. Das war einfach eine Liebe auf beiden Seiten. Ich kam da hin, und die haben mich geliebt. Und ich habe sie geliebt. Und das… das passiert halt nicht so oft. Ich habe einmal nachgeschaut. Ich war, glaube ich, 58 Mal für die Sendung "Medi 30" gebucht. Damals bin ich bestimmt drei Mal die Woche nach Frankreich geflogen. Irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich hatte ja auch noch meine Karriere in Deutschland. Und ich fühlte mich auch irgendwie überfordert. Mein französisches Management hat gesagt: "Du müsstest eigentlich in Frankreich wohnen". Aber das wollte ich nicht. Weil ich meine Freunde und meine Familie in Deutschland hatte. Heute würde ich anders darüber denken. Aber das war mir damals wichtig. Dass ich das behalte.

Wie kam die Idee zustande in den 80er Jahren Modern Talking bzw. C. C. Catch Lieder auf Deutsch zu singen? Und wie war die Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen?

Dieter Bohlen war zu der Zeit bei der Hansa unter Vertrag. Das war damals ja auch meine Plattenfirma. Ich weiß nicht wer damals die Idee dazu hatte. Für mich war dies in den 80ern eine sehr erfolgreiche Zeit. Auch weil ich dadurch wieder ein anderes Image bekommen habe. Ich bin ohnehin jemand, der immer wieder neue Dinge und neue Herausforderungen sucht. Also mit den alten Sachen alleine bin ich nicht zufrieden. Ich möchte immer wieder Neues machen. Und man sollte vor allem auch mal die jungen Leute ran lassen. Wenn man immer das Gleiche macht, darf man nicht mehr dabei bleiben. Finde ich. Ich will schon seit drei Jahren aufhören. Und dann kommt immer was. Und dann denke ich: "Ach ja, noch ein Jahr" (lacht).

Du bist seit 1992 bei deiner Plattenfirma DA Music unter Vertrag. Ist das in der heutigen Zeit beruhigend, wo man mit Musik und CDs nicht mehr ganz so viel Geld verdienen kann, wie früher?

Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber für mich ist das Geld gar nicht so wichtig. 2013 habe ich ein Angebot von Universal bekommen eine CD zu machen. Mit ein bisschen Swing, ein bisschen Chanson, ein bisschen Blues. Und da hab ich einfach meinen Chef bei DA Music gefragt, ob ich das machen darf. Ob ich einfach mal aus meiner Plattenfirma "austreten" kann und das für Universal machen dar. Für dieses Projekt habe ich auch mit Roberto Di Gioia zusammen gearbeitet, der ja auch sehr viel mit Max Herre macht. Das war für mich etwas völlig Neues. Ich war total motiviert das zu machen. Wenn ich "Neuland" betrete, denke ich immer: "Packst du das? Machst du das? Schaffst du das? Ist das richtig". Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Auch Till Brönner hat Lieder für "Denk was du willst" geschrieben. Und diese wundervollen Fotos für das Cover der Platte gemacht. Ich habe Bilder von ihm gesehen und ihn dann einfach gefragt: "Könntest du dir vorstellen mich zu fotografieren?". Und er hat sofort Ja gesagt. Man muss viel frecher sein im Leben. So ist das. Das merke ich jetzt. Das hätte mir früher auch gut getan. Ich war früher sehr ruhig. Mag man nicht denken. Wenn man älter wird, dann kommt das ganz automatisch. Denn dann weiß man, was man nicht will. Das ganze Leben ist ein Lernprozess. Jeden Tag.

Du bist besonders in der Schwulen-Szene sehr beliebt. Was bedeutet dir dein Publikum? Und vor allem, was bedeutet dir dieses Publikum?

Das ist auch so eine Liebe auf den ersten Blick gewesen. Immer. Ich hatte mein ganzes Leben mit Schwulen zu tun. Ich habe dies auch immer sehr genossen. Weil es da diese Spielchen zwischen Mann und Frau nicht gibt. Das sind Kumpels. Aber manchmal nervt es auch. Vor allem, wenn sie dann nachts anrufen: "Ich hab mich verliebt. Was soll ich jetzt machen?". Dann sag ich: "Morgens anrufen! Vielleicht nicht nachts um 4" (lacht). Meine besten Freunde sind alles schwul. Das hat sich einfach so ergeben. Mindestens 60% meines Bekanntenkreises sind schwul. Und das ist gut so… wie der Herr Wowereit sagte. Von diesen Freunden habe ich auch so viel gelernt. Sie gehen mit mir ins Theater. Oder ins Museum. Und sie beraten mich manchmal auch: "Was hast du denn da wieder an?" (lacht). Und dann zeigen sie mir etwas, wo ich denke: "Das soll ich anziehen? Niemals!". Es ist einfach schön. Ich rede da auch gar nicht darüber. Weil ich denke, da muss man einfach gar nicht drüber reden. Das ist einfach so.

Du bist derzeit auch mit Wolfgang Trepper und dem Programm "Nutten, Koks und frische Erdbeeren" unterwegs. Worum geht es in dem Programm genau? Und wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Wolfgang Trepper ist ja bekennender Schlager-Hasser. Und ich bin halt so die "Zeitzeugin". Wir fetzen uns da auch ziemlich an auf der Bühne. Die ersten 10 Minuten hat das Publikum erstmal Schnappatmung. Weil Wolfgang Trepper auch Sachen sagt, die man nur schwer verdauen kann. Wenn man nicht weiß, dass das nur Satire ist. Und wunderbarerweise gibt es ja auch eine Auflösung. Und es macht mir so viel Spaß. Ich finde, mal böse zu sein ist wunderbar.

Ist das sozusagen dein zweites Standbein?

Theater gespielt habe ich eigentlich immer. Und ich glaube, dass ich das später auch machen werde. Weil mir das Theater auch einfach sehr nahe ist.

Wie lange hat die Entwicklung des Programms gedauert?

(Lacht) Es gab gar keine. Also die Entwicklung ging so, dass ich nach einer gewissen Zeit einfach mal nachgefragt habe, wann das Textbuch denn nun endlich kommt. Dann kam es zwei Tage vor unserer ersten Vorstellung. Und da stand nichts über mich drin. Sondern nur über den Herrn Trepper. Dann habe ich ihn gefragt: "Was sage ich?". "Nun, das ist ihr Problem" war seine Antwort. Und so passiert jeden Abend eigentlich immer was anderes. Es ist nie gleich. Er nimmt auch politische Sachen manchmal einfach so dazwischen. Ich muss immer hochkonzentriert sein. Aber es macht so immens viel Spaß. Und wir haben fast überall ausverkaufte Häuser. In Hamburg waren wir 14 Tage am Stück, manchmal sogar mit zwei Vorstellungen am Tag. Und es läuft wie geschnitten Brot.

Vielen Dank für das ausführliche Gespräch und alles Gute.