Hallo Alma. Musstest du lange überlegen, als du gefragt wurdest für Frankreich beim Eurovision Song Contest 2017 anzutreten?

Es ist eine große Ehre für mich mein Land in diesem Wettbewerb zu vertreten. Ich empfinde es als wundervoll, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Daher musste ich nicht lange überlegen und habe sofort Ja gesagt.

"Requiem" hat leichte arabische Einflüsse. Ist das die Art von Musik, welche du im Allgemeinen gerne hast und auch sonst gerne singst?

Nein, das hat damit nichts zu tun. Das Lied wurde von jemandem geschrieben, der aus dem arabischen Raum kommt. Nazim Khaled, der auch "J’ai cherche" für Amir im letzten Jahr komponierte, hat in meinem Titel "Requiem" seine musikalischen Einflüsse mit meinen musikalischen Einflüssen kombiniert. Ich liebe den Song. Er berührt mich wirklich sehr.

Denkst du, das sind gute Vorzeichen? Frankreich hat 1991 bereits mit einem arabisch-orientierten Song einen großen Erfolg gehabt. Damals wurde Amina ganz knapp Zweite. Sie hatte dieselbe Punktzahl wie die Siegerin Carola.

Tatsächlich? Das wusste ich nicht. Ich bin mit der Geschichte des Eurovision Song Contest nicht so sehr vertraut. Aber das ist schön zu hören. Ich würde mich freuen Zweite zu werden.

Oder noch einen Platz besser.

Das wäre in der Tat fantastisch.

Für gewöhnlich schreibst du deine Lieder selbst. Dies ist bei "Requiem" nicht der Fall. Ist es daher nicht schwierig für dich, einen Song aus der Feder eines anderen zu singen?

Nein, absolut nicht. Ich arbeite mit Nazim bereits seit drei Jahren zusammen. Seine Songs sind meine Songs, und meine Songs sind seine Songs. Es herrscht ein reger Austausch zwischen uns. Was unsere gegenseitigen Einflüsse angeht und was uns bewegt. Ich weiß, dass er nur das Beste für mich will.

Warst du an der Auswahl des Titels für den Eurovision Song Contest beteiligt?

So kann man das nicht sagen. Es war das französische Fernsehen, welches sich für den Song entschieden hat. "Requiem" war eigentlich nicht für den Eurovision Song Contest vorgesehen. Der Delegationsleiter war von meinem Lied begeistert und hat es ausgesucht. Anschließend haben wir noch ein paar englische Textzeilen eingefügt, um den Titel für das Publikum noch ein wenig ansprechender zu gestalten.

Kannst du ein wenig über die Geschichte erzählen, die in deinem Lied erzählt wird? Für die, die Französisch nicht verstehen. Und auch den Handlungsstrang des Videos?

Es ist eine romantische Liebesgeschichte, die in den Straßen von Paris erzählt wird. Es herrscht ein starker Kontrast zwischen dem Titel des Liedes und der Bedeutung des Songs. Die Hauptaussage von "Requiem" besteht daran eine positive Einstellung zum Leben zu haben. Und jede Sekunde davon zu genießen. Und das die Liebe dich vor allem, was in unserem Leben passiert, beschützen und retten kann.

Nach deinem Schulabschluss bist du nach Paris gegangen, um im Musikbusiness Karriere zu machen. War das nicht schwierig für dich deine Familie zurückzulassen?

Nein, das war kein Problem, da meine Familie zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon im Ausland gelebt hat. Als ich nach Paris gegangen bin, lag es bereits schon zehn Jahre zurück, dass ich meine Eltern verlassen habe und auf ein Internat gegangen bin. Daher war die Umstellung nicht sehr groß (lacht).

Wie hast du dich, als du nach Paris gegangen bist, über Wasser gehalten? Hast du dort schnell einen Job bekommen?

Ja, ich habe Klamotten verkauft. Bekleidungsgeschäfte gibt es in Paris ja sehr viele. Daher musste ich nicht lange suchen, bis ich einen Job gefunden hatte. Für den Zeitraum, wo das mit der Musik noch nicht so lief.

Kannst du etwas über die Arbeit an deinem Debut-Album "Me peau aime" erzählen, das am 5. Mai in Frankreich auf den Markt kommen wird?

Es war eine großartige Zeit. Nazim und ich haben die letzten zwei Jahre sehr hart und sehr intensiv an der Fertigstellung meines Albums gearbeitet. Es war unheimlich intensiv, und ich kann es kaum erwarten, dass es endlich veröffentlicht wird. "Me peau aime" ist sozusagen mein Baby.

Frankreich hatte die letzten Jahre beim Eurovision Song Contest sehr schlechte Ergebnisse. Mit Ausnahme von Amir, der im letzen Jahr auf Platz 6 gelandet ist. Befürchtest du nicht, dass ein schlechtes Resultat in Kiew sich negativ auf deine weitere Karriere auswirken könnte?

Nein, das denke ich nicht. Amir hat seine Sache in Stockholm 2016 wirklich großartig gemacht und sozusagen den Weg geebnet, dass die französische Presse und das Publikum den Eurovision Song Contest nun wieder in einem positiven Licht betrachten. Ich hoffe, dass ich ebenso erfolgreich sein kann, wie Amir im letzten Jahr. Dafür gebe ich mein bestes. Damit meine Landsleute stolz auf mich sein können.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Kiew.