Unsere News

ESC 2017: schlechte Nachricht und schlechter Scherz

Paukenschlag bei der Punktevergabe: Israel wurde aufgerufen. Was Jurysprecher Ofer Nachshon dann aber zu sagen hatte, damit rechnete niemand. Schließlich gab es im Vorfeld keinerlei Informationen über diese Nachricht: Israel ist aktuell zum letzten Mal beim ESC dabei! Da trat die Aktion eines dummen Fans zuvor völlig in den Hintergrund: Beim Pausenact von Vorjahressiegerin Jamala schlich er sich auf die Bühne, umkreiste die Sängerin und zog blank. Anschließend wurde er von Sicherheitskräften abgeführt.

Kopfschütteln, ungläubiges Staunen und Fassungslosigkeit bei Fans und Experten: Israel zieht zurück, da der Sender IBA seinen Betrieb einstellen wird. Als Vertragspartner der EBU ist somit auch die Teilnahme am Eurovision Song Contest zu Ende. Der Sprecher erwähnte noch die 44 Jahre der Teilnahme mit den drei israelischen Siegen "A-ba-ni-bi", "Hallelujah" und "Diva". Es wäre ein herber Verlust für den ESC, hier ist die EBU aufgerufen, eine Lösung zu finden. Wir würden es uns sehr wünschen.

Der Hintergrund dieser Aktion sieht folgendermaßen aus. 2015 hatte das israelische Parlament "Knesset" per Gesetz die Auflösung des staatlichen Fernsehsenders IBA beschlossen. Angeblich aus finanzieller Hinsicht. Durch zahlreiche Reformversuche wurde in den zwei Jahren versucht eine komplette Schließung abzuwenden. Am 9. Mai 2017 schließlich ordnete ein von der Regierung eingesetzter Konkursverwalter das Ende des Sendebetriebes innerhalt weniger Tage an. Sogar die als "harte Hunde" verschrienen israelischen Nachrichtensprecher hatten bei Verkündung dieser bitteren Nachricht am 10. Mai Tränen in den Augen. Unabhängige Journalisten vermuten hinter dieser Aktion, dass Regierungschef Benjamin Netanjahu sich einer kritischen Berichterstattung durch die staatlichen Medien entziehen und größere Kontrolle über diese erlangen wolle. Viele sprechen hier von einem Schlag gegen die Demokratie im immer wieder durch Krieg und Konflikte geschüttelten Land. Mit dem Ende des Eurovision Song Contest 2017 ist nun auch IBA Geschichte.


Was im Pausenact davor geschah, sorgte ebenso für Kopfschütteln! Jamala stand auf der Bühne, sang ihr Lied, als sich von hinten ein – bekleideter – Fan, der zudem eine australische Flagge dabei hatte, anschlich. Er umkurvte die Sängerin und öffnete seine Hose, sein blankes Hinterteil sahen hunderte Millionen Fernsehzuschauer weltweit. Sofort waren zwei Sicherheitskräfte da, die ihn wegzerrten und mitnahmen. Da stellt sich schon die Frage: Wer will freiwillig in ein ukrainisches Gefängnis? Später wurde bekannt, dass es sich hierbei nicht um einen australischen ESC-Fan, sondern um den ukrainischen Journalisten und Entertainer Vitali Sedjuk handelt. Zu seinen prominenten Opfern zählen bereits Brad Pitt, Will Smith, Adele und Jennifer Lopez. Nach seinem "spektakulären" Auftritt wurde er von der Polizei abgeführt und verhört. Im droht eine Geldstrafe, im schlimmsten Falle sogar ein halbes Jahr Gefängnis, sollte er wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit verurteilt werden. Jamala hat diese Aktion offenbar wenig gestört, sie sang ohne merkliche Irritation weiter.

Hoffentlich sind nicht dies die Momente, die in die Geschichte eingehen, wenn es um den Eurovision Song Contest 2017 geht.


Der Moment, in dem Vitali Sedjuk blank zieht
Jamala scheint von dessen Anblick eher verzückt zu sein
Bild: © Youtube / EBU