Unsere News

"Lisa Mona Lisa" – Wilfried Scheutz erliegt Krebsleiden

Er sorgte für einen der denkwürdigsten Auftritte in der Geschichte des Eurovision Song Contest - leider im negativen Sinn. 1988 belegte Wilfried mit einer gesanglich und Performance-technisch völlig misslungenen Darbietung mit 0 Punkten den letzten Platz. Das desaströse Abschneiden war der Tiefpunkt einer bis dahin sehr erfolgreichen Karriere. Selbst die engsten Freunde wendeten sich von Wilfried damals ab. Am 17. Juli erlag der Sänger nun seiner Krebserkrankung.

Den am 24. Juni 1950 im oberösterreichischen Goisern geborene Wilfried Scheutz führte sein Weg mit 19 Jahren zum Studium nach Graz. 1973 begründete er seine erfolgreiche Karriere mit dem "Ziwui, Ziwui" einer Neuinterpretation im Rockgewand des Innsbrucker "Vogelfängerliedes". Von 1978 bis 1979 war er Sänger der Ersten Allgemeinen Verunsicherung.

Nachdem er 1987 mit dem Titel "Ikarus" seinen kommerziell erfolgreichsten Song auf den Markt gebracht hatte, nominierte ihn daraufhin der ORF direkt und ohne öffentliche Vorauswahl des Titels für den Eurovision Song Contest 1988 in Dublin. Das damalige Auswahlkomitee in Österreich bewies mit der Wahl von "Lisa Mona Lisa" kein glückliches Händchen. Sowohl Backgroundsängerin als auch Wilfried selbst verfehlten beim Auftritt seinerseits sämtliche Töne. Aber auch die Körpersprache des Sängers war der eines ESC-Vertreters fragwürdig. Wie das auch heute noch in Mode ist wurden für das Debakel politische Gründe verantwortlich gemacht. Aufgrund der "Waldheimaffäre" von 1987 wurde die österreichische Delegation angeblich hinter der Bühne bespuckt und gemieden. Anschließend zog sich Wilfried für längere Zeit aus der Öffentlichkeit zurück.

Doch der Barde bewies Stehauf-Männchen-Qualitäten und ließ sich von dieser Niederlage nicht entmutigen. Auch als Schauspieler und Musical-Darsteller war der Oberösterreicher erfolgreich. Mit "Gut Lack" veröffentlichte Wilfried wenige Monate vor seinem Tod sein letztes Album. 

Mit seiner Krankheit ging der Schauspieler und Sänger offen um. Nachdem Wilfried 2013 eine Niere entfernt worden war, erhielt er vor wenigen Monaten die schockierende Diagnose. In den Medien war über einen Hirntumor spekuliert worden. Jedoch waren es "nur" Metastasen im Gehirn: "Das ist etwas anderes, als ein Gehirntumor. Jedoch nicht etwas komplett anderes", so der Austropop-Star. Die Krankheit schwäche ihn zwar rapide, jedoch könne er mit den Umständen ganz gut leben. 

Wir wünschen Wilfrieds Frau und seinem Sohn Jovan Hannibal, mit dem der Sänger gemeinsam musizierte, in dieser schweren Zeit viel Kraft. Und auch wir werden seinen denkwürdigen Auftritt in Dublin in guter Erinnerung behalten. Denn auch von solchen Momenten lebt der Eurovision Song Contest. Wenn schon baden gehen, dann richtig baden gehen. 


Auf der Bühne und im Leben gab er alles
So werden die Fans "ihren" Wilfried in Erinnerung behalten
Bild: © Dietmar Lipkovich