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Island startet Söngvakeppnin 2017 mit 1. Halbfinale

Äußerst spät begann in diesem Jahr die ESC-Saison auf Island. Nachdem in den vergangenen Jahren der isländische Beitrag zumeist um den Valentinstag herum feststand, fiel nun der Startschuss am 26. Februar. Die beiden Vorrunden werden im Kinokomplex "Háskólabíó" ausgetragen, das Finale findet in der großen Laugardalshöllin am 11. März statt.

In Island führt mittlerweile schon traditionell Ragnhildur Steinunn Jónsdóttir durch die Vorentscheidungssaison. Sie hatte sich im vergangenen Jahr den Unmut der russischen Delegation zugezogen. Nachdem sie behauptet hatte, die Idee der russischen Projektionsleinwand wäre von Islands Gréta Salóme "geklaut" worden (was sogar möglich ist, denn die Performance zu "Hear Them Calling" stand zu einem früheren Zeitpunkt als "You Are The Only One" fest), wäre sie bei einem russischen Sieg mit einem Einreiseverbot belegt worden. Aber soweit kam es ja dann nicht.

An diesem Abend traten sechs Beiträge an, von denen sich drei für das Finale per reinem Televoting qualifizierten. In den Vorrunden müssen die Songs auf Isländisch performt werden, am alles entscheidenden Abend in der Sprache, in der der Titel auch beim Eurovision Song Contest aufgeführt wird. Auf der Internetseite von RÚV gibt es von allen Songs Versionen auf Isländisch und Englisch.

Mit nuttig allein und einem grottigen Lied qualifiziert man sich eben nicht für das Finale. Das hätte mal jemand Hildur Kristín Stefánsdottir sagen sollen. Sie trat in einem verwaschenen weißen Pulli und silbernen Hotpants in einem riesigen rosa Herzen auf. Dazu noch der geistreiche Songtitel "Bammbaramm". Hier kamen minimal Synthesizer zum Einsatz. Dazu noch drei blonde Hupfdohlen. Das war nichts.

Etwas besser ging es weiter. Mit gebrochener, zarter Stimme sang Erna Mist Pétursdóttir die zarte Ballade "Skuggamynd". Lange dunkle Haare und ein vierköpfiger Chor dominierten diesen Auftritt. Für einen durchschlagenden Erfolg, im Vergleich zu den anderen Songs, war Ernas Stimme wohl doch zu zerbrechlich und zu zart.

Die nächste Ballade folgte im Anschluss. Aber eine weitaus bessere. Arnar Jónsson & Rakel Pálsdóttir waren zwei perfekt aufeinander abgestimmte Interpreten. Absolut authentisch war ihr Auftritt mit dem Song "Til mín". Hier ging es augenscheinlich um zwei Verliebte, die sich nicht erreichen können. Die Kameraführung zum Ende hin war absolut genial, als Arnar nach seiner "Geliebten" Rakel die Hand ausstrecken wollte, sie aber im Nichts verschwand. Absolut großes Kino.

Trotz flottem Titel und Tanzeinlage wirkte der männliche Teil des Duos Júlí Heiðar Halldórsson & Þórdís Birna Borgarsdóttir ein wenig statisch. Die Performance begann damit, dass Þórdís auf der rechten Seite der Bühne, von zwei Chorsängerinnen begleitet, in einem Sessel saß, während Júlí mit einem Gitarristen und einem Pianisten vor einem IKEA Regal seine Tanzschritte performte. Dominiert wurde das Lied von Trompete und Violine. Der Country angehauchte Titel "Heim til þín" sorgte zwar für Stimmung, dennoch wirkte alles ein wenig aufgesetzt. Da half auch der innige Kuss der beiden am Schluss nichts mehr.

Der groß gewachsene, gutaussehende Sänger Rúnar Eff hatte auf der Bühne prominente Unterstützung. Im Chor sagen Kristján Gíslason (2Tricky, ESC Island 2001), Petúr Örn Guðmundsson und Erna Hrönn Ólafsdóttir, die alle drei jeweils im Vordergrund als auch im Hintergrund der Bühne in isländischen Vorentscheidungen sowie beim ESC aufgetreten waren. Der stimmgewaltige Sänger bereitete bei seiner Power-Ballade "Mér við hlið" dem ein oder anderen Zuschauer Gänsehaut.

Mit der letzten Startnummer trat der im Vorfeld schon als Favorit hoch gehandelte Aron Hannes mit seinem Synthie-Song "Nótt" auf. Und diese Vorschusslorbeeren waren absolut berechtigt. Er hatte zwei Tänzer dabei, tanzte perfekt (die Schrittfolge hatte er sich wohl voriges Jahr bei Spaniens Barei abgeschaut). Die Stimmung in der Halle war grandios. Aron erhielt, zu Recht, den größten Applaus des Abends.

Nr. Interpret Titel
1. Hildur Kristín Stefánsdottir "Bammbaramm"
2. Erna Mist Pétursdóttir "Skuggamynd"
3. Arnar Jónsson & Rakel Pálsdóttir "Til mín" F
4. Júlí Heiðar Halldórsson & Þórdís Birna Borgarsdóttir "Heim til þín"
5. Rúnar Eff "Mér við hlið" F
6. Aron Hannes "Nótt" F

Alle drei Finalteilnehmer haben es verdient weiter zu kommen. Diese Vorrunde begann schon grandios. Nächste Woche geht es hoffentlich so weiter.


Aron Hannes
Sein Titel heißt in der englischen Fassung "Tonight".
Bild: © RÚV


Rúnar Eff
Würde er zum ESC fahren, hieße der Titel da (mit großer Wahrscheinlichkeit) "Make Your Way Back Home".
Bild: © RÚV


Arnar Jónsson & Rakel Pálsdóttir
Sie würden in Kiew mit "Again" antreten.
Bild: © RÚV