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Congratulação Portugal!

Salvador Sobral hat mit dem von seiner Schwester Luísa komponierten Song "Amar pelos dois" (Liebe zu zweit) für Portugal den 62. Eurovision Song Contest in Kiew gewonnen! Da dieses Lied so anders ist, wurde ihm nach der gewonnenen Vorentscheidung wenige bis keine Chancen auf den Sieg eingeräumt – wie meistens bei portugiesischen Beiträgen. Zumal das Lied durch seine Schlichtheit völlig unspektakulär wirkt. Nach und nach stieg Salvador in den Favoritenkreis mit auf und lag am Abend des Finales bei den Buchmachern in den Wettbüros dann ganz vorne. Portugal gewann sowohl die Jury- als auch die Publikumswertung und ist demnach der verdiente Sieger des Wettbewerbs. Deutschland landete beim Finale auf dem vorletzten Platz.

Kiew ist ein gutes Pflaster für Länder, die den Song Contest noch nie gewonnen haben. 2005 richtete die Ukraine zum ersten Mal einen Song Contest aus und es landeten ausschließlich Länder auf den ersten drei Plätzen, die bis dato keinen Sieg davontragen konnten: Griechenland, Malta und Rumänien. Die Geschichte hat sich 2017 wiederholt: Portugal gewann vor Bulgarien und Moldau.

Kiew ist aber kein gutes Pflaster für Deutschland: 2005 wurde Gracia mit vier Punkten Letzte, dieses Jahr wurde Levina mit sechs Punkten Vorletzte. Beim ESC 2017 ruhten die Hoffnungen auf bessere Zeiten auf der großgewachsenen Blondine, da Deutschland in den letzten beiden Jahren jeweils den letzten Platz erreichte. Sie legte mit "Perfect Life" einen perfekten Auftritt hin. Sie selbst hat sich nichts vorzuwerfen, sie hat alles gegeben und war gesanglich sehr sicher. Demnach ist das Unverständnis über das erneute enttäuschende Ergebnis nachvollziehbar. Man kann nur spekulieren, was die Gründe dafür sind. Vielleicht stach der Song nicht so sehr aus der Masse hervor? Englisch sprachige Lieder gab es viele. Zudem war der zugewiesene Startplatz nicht einfach. Das war schon 2016 problematisch: Zwischen Frans aus Schweden und Amir aus Frankreich aufzutreten war schwer für Jamie-Lee. Dieses Jahr startete Deutschland zwischen dem rumänischen Jodel-Song und Gastgeber Ukraine, was sicherlich auch nicht einfach war. Dies erneuert die Diskussion um die Vergabe der Startplätze: Eine Auslosung ist einer Startnummern-Zuweisung vorzuziehen.

Über schlechte Platzierungen konnte Portugal – sorry für den Kalauer – "ein Lied davon singen": Was hatten sich die Portugiesen den Sieg doch gewünscht in den Jahrzehnten der Teilnahme. Die ESC-Geschichte begann für das südeuropäische Land 1964 denkbar schlecht mit null Punkten. Bis 2003, dem letzten Jahr ohne Semifinals, gab es 37 Teilnahmen und gerade einmal fünf einstellige Platzierungen. Platz 6 von Lúcia Moniz 1996 mit "O meu coração não tem cor" war bisher das beste Ergebnis des Landes. Keine einzige TOP-5-Platzierung. Insgesamt gab es gerade einmal sechs TOP-10-Plätze. Mit Einführung der Semifinals war dann vier Jahre in Folge Schluss im Semi. Anschließend zog man drei Mal in Folge ins Finale ein, allerdings waren die Ergebnisse mit den Plätzen 13, 15 und 18 eher mittelprächtig. 2013 bis 2015 war wieder drei Mal in Folge Schluss im Semi, 2016 nahm man sich eine Auszeit. Die hat sich allerdings gelohnt! Salvador Sobral siegte mit dem 49. Lied seines Landes und sorgte somit dafür, dass der portugiesische Jubliäums-Beitrag in seiner Heimat vorgetragen wird.

Was war das Geheimnis dieses Liedes? Vielleicht hatte Salvador die Frage auf der Bühne selbst schon beantwortet, indem er sagte: "Musik ist nicht Feuerwerk, Musik ist Gefühl." Es bleibt festzuhalten, dass Portugal mit einem Portugiesisch sprachigen Beitrag gewonnen hat, der völlig ohne Showeffekte auskam. Vielleicht wird hier ein Trend eingeläutet, der dem ESC insgesamt gut tut. Schließlich wurden die vielen englischen Beiträge in den letzten Jahren immer wieder kritisiert. Auch das ständig gegenseitige Überbieten mit Bühnenshows tat dem Wettbewerb nicht immer gut.

Wir vom Eurovision-Island-Team schließen mit den Worten "Glückwunsch Portugal" und "Danke Portugal" – beziehungsweise...

Congratulação Portugal! Obrigado Portugal!


Luísa und Salvador Sobral im Goldregen
Der Siegersong "Amor pelos dois" ist eine Familienangelegenheit
Bild: © Andreas Putting / EBU


Salvador und Luísa haben gut lachen
Nach dem Gewinn der Europameisterschaft durch die Fußballer 2016 folgte nun der Sieg bei der "musikalischen" Europameisterschaft
Bild: © Andreas Putting / EBU


Ein Sänger mit Tiefgang
Das bewies Salvador Sobral direkt nach dem Sieg durch seine Worte: "Musik kommt von innen"
Bild: © Andreas Putting / EBU