Nach dem Probenbeginn am 30. April ist der Eurovision Song Contest nun auch endlich für die Fernsehzuschauer gestartet. Von 18 Teilnehmern haben zehn das große Finale am Samstag erreicht. Erschreckend war für viele das schwache Niveau dieser ersten Vorrunde. Dennoch sind einige starke Songs, und vor allem Interpreten, auf der Strecke geblieben.
Zum ersten Mal war nun auch das erste männliche Moderatoren-Trio in der ESC Geschichte gefordert. Volodymyr Ostapchuk, Oleksandr Skichko und Timur Miroshnychenko hatten beim Casting mit ihrem Humor überzeugt. Dies mag auf Ukrainisch wohl auch so gewesen sein. Aber bei der Präsentation auf Englisch wurde zum einen deutlich, dass Englisch nicht ihre Muttersprache ist. Zum anderen, dass dies, was sie da von sich gaben, den Dreien von einem amerikanischen Gag-Schreiber auf den Leib gezimmert worden war. Allerdings waren die Fußstapfen, die Petra Mede und Måns Zelmerlöw 2016 hinterlassen hatten, auch sehr groß.
Äußerst ungewöhnlich erschien die Tatsache, dass die verantwortlichen Produzenten (Schweden wohlgemerkt) Robin Bengtsson auf die Startposition 1 gesetzt hatten. Wo doch die Skandinavier bevorzugt werden, wo es nur geht. Doch vielleicht war dies taktisch eine ausgeklügelte Raffinesse um die Zuschauer gleich zu Beginn der diesjährigen Veranstaltung bei Laune zu halten. Denn was sich im Laufe des Abends den europäischen Zuschauern bot, war an Langeweile und Durchschnittlichkeit kaum zu überbieten. Lediglich Blanche aus Belgien hielt die Zuschauer in der ersten Hälfte des Starterfelds vorm Einschlafen ab. Mit Abstrichen vielleicht noch Slavko Kalezić aus Montenegro, der mit seinem Outfit und einer nicht ganz einwandfreien Gesangseinlage für so manchen Lacher sorgte. Aber Lachen ist ja bekanntermaßen sehr gesund.
In seiner Einfachheit, und dies sei im positivsten Sinne überhaupt gemeint, unübertroffen war an diesem Abend Salvador Sobral aus Portugal, der sich immer mehr zum Favoriten mausert. Inmitten des Publikums sang er sein „Amor pelos dois“ ohne großen Firlefanz unter frenetischem Applaus der Zuschauer in der Halle.
Der erste vollends überzeugende Auftritt des ersten Semifinals erfolgte mit der Startnummer 12, das ESC-erfahrene SunStroke Project sorgte mit „Hey Mamma!“, Saxophon, Bräuten und absolut synchroner Tanz-Performance für grandiose Stimmung. Ein perfekter Auftritt.
Nach der Vorentscheidung in Island rechneten Publikum und Musikexperten mit einer Top-5-Platzierung für Svala mit ihrem mystischen "Paper". Im Finale wohlgemerkt. Der Auftritt der Wahl-Amerikanerin ließ jedoch das nötige Feuer und den nötigen Willen vermissen um weit vorne zu landen. Sollte es zumindest für einen Finaleinzug reichen?
Den entspanntesten und souveränsten Auftritt absolvierte "Wiederholungstäter" Omar Naber, der vor zwölf Jahren mit 2Stop2 an gleicher Stelle mit Platz 12 im Semifinale knapp gescheitert war. Doch die Vorzeichen schienen unter keinem guten Stern zu stehen. Bei den Wetten lag der Slowene ganz hinten. Sein Song "On My Way" wurde als zu altbacken kritisiert. Und angeblich interessierte sich im Pressezentrum auch niemand für den 35-jährigen. In der Tat wäre das Arrangement, das sein Lied bei der slowenischen Vorentscheidung EMA noch hatte, besser gewesen. Dennoch lieferte Omar Naber einer der besten gesanglichen Performances des Abends ab. Er strahlte in die Kamera und spielte dabei mit den Emotionen des Publikums.
Bevor das Ergebnis verkündet wurde, durften sich die bereits feststehenden Finalisten aus dem Vereinigten Königreich, Spanien und Italien vorstellen. Besonders Francesco Gabbani ließ das Publikum jubeln. Letzten Endes qualifizierten sich folgende Länder (in willkürlicher Reihenfolge) für die große Samstagabend-Show:
Nr. | Land | Interpret | Titel | |
1. | Moldau | Sunstroke Project |
"Hey Mamma" | |
2. | Aserbaidschan | Dihaj |
"Skeleton" | |
3. | Griechenland |
Demy |
"This Is Love" | |
4. | Schweden |
Robin Bengtsson |
"I Can't Go On" | |
5. | Portugal | Salvador Sobral |
"Amar pelos dois" | |
6. | Polen | Kasia MoÅ› | "Flashlight" | |
7. | Armenien | Artsvik |
"Fly With Me" | |
8. | Australien | Isaiah | "Don't Come Easy" |
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9. | Zypern | Hovig | "Gravity" | |
10. | Belgien | Blanche | "City Lights" |