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Erstes ESC-Halbfinale 2018 – ein wahres Erdbeben

Damit hätte vor dem 1. Semifinale keiner gerechnet. Drei (nahezu) 100%-Kandidaten sind ausgeschieden. Ein Journalist hat einmal gesagt: "Griechenland könnte lediglich die Fahne auf die Bühne legen, und würde trotzdem noch ins Finale einziehen." Dieses Zitat muss spätestens seit heute Abend revidiert werden. Und Aserbaidschan, bisher mit blütenreiner Weste was Finaleinzüge angeht, scheiterte erstmalig in seiner Geschichte. Auch Armenien ist, das zweite Mal seit 2011 in Düsseldorf, Samstag im Finale nur Zuschauer.

Die Aseris, oder vielmehr ITV, sind endlich für ihre Einfallslosigkeit abgestraft worden. Seit Jahren senden sie durchschnittliche, meist schwedische Popsongs mit schwachen ausdruckslosen Sängern in den ESC-Ring und erreichten dennoch immer das Finale. Doch glücklicherweise geht jede Serie einmal zu Ende.

Für "unseren" Ari Ólafsson selbst war sein Ausscheiden keine Überraschung. Im Interview mit RÚV gab er an, er werde auf alle Fälle weinen müssen. Was er nach seinem grandiosen Auftritt auch tat. Egal wie das Ergebnis hinterher aussieht. Für den 19-jährigen war die ESC-Teilnahme ohnehin ein Geschenk, mit dem er in so jungen Jahren nie gerechnet hätte. Für das Eurovision-Island-Team war sein Ausscheiden zwar eine kleine Enttäuschung, war aber erwartet worden.

Nach seiner gesanglich herausragenden Performance ist die Finalteilnahme für Albaniens Eugent Bushpepa  mehr als verdient und kommt keineswegs überraschend. Das Ausscheiden Belgiens, einem der Mitfavoriten im Vorfeld, kam dagegen für Fans und Experten unerwartet. Aber vielleicht ist Sennek zwischen den grandiosen Auftritten des Albaners und dem Tschechen Mikolas Josef, der seiner Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht wurde, der Knackpunkt gewesen.

Besonders gefreut hat sich das Eurovision-Island-Team über das nicht erwartete Weiterkommen von Litauen. Gesanglich hatte Ieva ZasimauskaitÄ— nicht gerade den besten Tag erwischt, ihre Performance und ihr Song "When We’re Old" waren einfach nur berührend. Nach diesen ruhigen Tönen bebte die Halle in Lissabon beim Auftritt von Fanliebling und Favoritin Netta. "Toy" zählt zu Recht zu den Siegkandidaten im Finale und überzeugte auf ganzer Linie.

Alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann, hat ALEKSEEV. "Forever" war an Schmalz und Pathos nicht zu überbieten. Er hätte auf das poppigere Arrangement aus der weißrussischen Vorentscheidung und seinen LED-Anzug vertrauen sollen. Damit wäre er sicherlich besser gefahren. Keine Überraschungen waren die Finaleinzüge von Estland und Bulgarien. Da musste Cesár Sampson doch schon ein wenig mehr zittern. Zu Beginn war seine Performance einfach zu statisch. Das änderte sich glücklicherweise, als der 34-jährige gen Publikum lief.

Von den Balkanstaaten hat es in diesem 1. Semifinale keines geschafft sich für das Finale zu qualifizieren. Mazedonien disqualifizierte sich durch eine grottenschlechte gesangliche Darbietung. Titten und Ärsche können eben doch nicht singen. Franka aus Kroatien bot mit den dramatischsten und authentischsten Auftritt des Abends. Für ihre offensichtliche Kopie von Sam Browns "Stop" und für ihr Bordsteinschwalben-Outfit wurde sie dennoch nach Hause geschickt.

Für Griechenland ist der verpasste Finaleinzug eine mittlere Katastrophe. Aber mehr als verdient. Dies hat nun nichts mit Gehässigkeit zu tun. Sondern mit Gerechtigkeit. Der griechische Kommentator forderte die Zuschauer auf nicht für Zypern zu stimmen. Eleni Foureira, die gerne für Griechenland gesungen hätte, konnte dies nicht aufhalten. Mit der besten Performance des Abends überholte sie nach dem Einzug ins Finale sogar Israels Netta bei den Wettanbietern. Der 31-jährigen ist selbst nach einem Marathon noch eine gesanglich astreine Darbietung zuzutrauen.

Die ESC-Fans sind glücklich, dass es ihr Liebling Saara Aalto mit "Monsters" ins Finale geschafft hat. Sie bot alles auf, was ging und wurde belohnt. Schade für Armeniens Sewak Chanaghjan. Nicht unbedingt wegen seines eher langweiligen Auftritts. Aber es wäre ein gutes Zeichen gewesen mit seinem nicht-Englisch-sprachigen Lied "Qami" im Finale zu stehen.

Regelrecht erstarrt schien das Publikum beim Auftritt von Co und Ste. Bei den Zibbz aus der Schweiz sprang leider nicht der berühmte Funke auf die Zuschauer in der Halle über. Schade für einen grandiosen Song und zwei äußerst sympathische Interpreten.

Doch die größte Überraschung kam am Ende der Bekanntgabe der Finalisten. Nach fünf Jahren hat es Rekordgewinner Irland endlich wieder geschafft die Endrunde zu erreichen. Für die Hardcore-Fans in der Halle besonders dramatisch inszeniert. In Osteuropa wird der Auftritt mit den zwei Händchen haltenden Tänzern sicher verflucht.

Wir hoffen, dass am Donnerstag ähnliche Überraschungen nicht ausbleiben werden. Auch Russland würde ein Jahr Finalpause auch einmal gut tun. Besonders bei dem schwachen Song. 


So sehen Sieger aus
Das sind die glücklichen Zehn, welche wir am Samstag im Finale wiedersehen werden
Bild: © Andreas Putting


Für Ari Ólafsson hat es erwartungsgemäß nicht gereicht
Dennoch braucht sich der 19-jährige für seine Darbietung auf keinen Fall zu schämen
Bild: © Andreas Putting


Leider konnten die Zibbz den Bann nicht brechen
Die Schweiz wartet nun schon seit 2014 auf den nächsten Finaleinzug
Bild: © Andreas Putting