Hallo Jenny. 2009 hast du beim Melodifestivalen in Schweden den Titel "The Queen" präsentiert. Ist dies ein autobiographisches Lied?

(Lacht) Ich denke, wenn ich es singe, ja. Absolut. Dann ist es ein Lied über mich. Zumindest fühle ich mich dann wie eine Königin. Jeder, der dieses Lied singt, sollte sich wie eine Königin fühlen. "The Queen" ist ein Lied, welches einem Kraft und Stärke verleiht eine Königin zu sein. Und manchmal muss man sich eben wie eine Königin fühlen (lacht).

Wann hast du dich dazu entschlossen Sängerin zu werden?

Das war, ehrlich gesagt, ziemlich spät. Zu Beginn meiner Karriere war ich Tänzerin. Ich bin ausgebildete Tänzerin. Als ich meine professionelle Ausbildung begann, habe ich zusätzlich noch Gesangsunterricht genommen. Da war ich 17 Jahre alt und habe dabei eher zufällig entdeckt, dass ich eine Stimme besitze, mit der ich arbeiten und Geld verdienen kann.

Du hast unzählige Male beim Melodifestivalen im Background gesungen und warst auch schon in dieser Funktion beim Eurovision Song Contest dabei. Weißt du exakt wie viele Male das waren?

Da muss ich ein wenig nachdenken. Beim ESC war ich das erste Mal 2001 in Dänemark mit der griechischen Gruppe Antique unterwegs. Und in Kiew habe ich Martin Stenmarck bei "Las Vegas" begleitet. In Schweden beim Melodifestivalen war ich drei Jahre lang im Hauschor beschäftigt und konnte mich so über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen.

War es schwer sich auf die einzelnen Auftritte im Background vorzubereiten? Was war das Maximum in einem Jahr, das du geleistet hast?

Das war wirklich verrückt teilweise. In jeder der vier Vorrunden gab es acht Lieder. Und manchmal mussten wir tatsächlich jedes einzelne dieser acht Lieder begleiten. Von Zeit zu Zeit waren es auch "nur" fünf. Wir mussten uns zwischen den jeweiligen Songs schnell umziehen. Da wurden meine Kollegen und ich richtig hysterisch. Es war teilweise echt anstrengend und mit sehr viel Stress verbunden. Aber man lernt sehr viel. Und vor allem, man lernt sehr diszipliniert. Trotz allem hat es sehr viel Spaß gemacht. Wir waren ein großartiges Team. Deshalb war es die meiste Zeit auch sehr schön. Aber dennoch hart.

War es deine Idee aus dem Bühnenhintergrund an die vorderste Front zu treten, als du 2006 beim Melodifestivalen mit "Mi Amore" deinen ersten Soloauftritt hattest?

Ich hatte schon immer davon geträumt als Solosängerin im Rampenlicht zu stehen. Das war mein erklärtes Ziel. Aber ich bin nun mal den beschwerlichen und steinigen Weg gegangen. Ich habe eben zuerst hinter anderen Menschen gesungen und konnte mich so gut daran gewöhnen auf der Bühne zu stehen. Ich habe mir meinen Weg hart erarbeitet. Es hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Und darauf bin ich sehr stolz.

2008 dein zweiter Auftritt mit dem Song "Déjà vu" in der ersten Vorrunde in Göteborg. In letzter Instanz ging es darum, ob du ins Finale einziehst, oder ausscheidest. Ich erinnere mich, dass du im Greenroom ziemlich skeptisch dreingeschaut hast. Es sah so aus, als wüsstest du, dass du nicht weiterkommen wirst. War dieser Eindruck richtig?

Ja, dieser Eindruck war richtig. Es war ein sehr harter Wettbewerb für mich. Ich war in Schweden als Solokünstlerin noch nicht so bekannt. Und in dem Moment fiel die Entscheidung zwischen mir und Christer Sjögren. Ich war mir zwar dessen bewusst, dass ich einen tollen Song hatte, war mir aber relativ sicher, in dem Moment gegen ihn keine Chance zu haben. Ich hatte eher damit gerechnet, wie zwei Jahre zuvor in die "Andra Chansen" einzuziehen. Aber so läuft nun mal der Wettbewerb. Du weißt nie, was passiert. Es ist immer schwer gegen bereits etablierte Interpreten anzutreten und sich dann letzten Endes auch durchzusetzen.

2009 bist du mit dem, meiner Ansicht nach, besten deiner drei Songs beim Melodifestivalen aufgetreten. Was ging dir durch den Kopf, als die Komponisten Tony Nilson und Henrik Janson dir "The Queen" zum ersten Mal vorgespielt haben und du gefragt wurdest dieses Lied zu singen?

Cool! Ich dachte: "Ja! Der Song ist einfach perfekt". Ich liebe dieses Lied. Es ist einfach anders und fällt auf. Und auch heute finde ich nach wie vor, dass der Song absolut fantastisch ist. Selbst nach sieben Jahren klingt "The Queen" immer noch modern und ausgefallen.

Unglaublich, dass der Song nicht weiter gekommen ist.

Ja, leider. Ich wurde damals Sechste und kam nicht einmal in die zweite Wertungsphase. Dennoch bin ich auch heute noch sehr stolz auf meinen Auftritt und meine Performance. Im Moment nach dem Ausscheiden war ich wirklich sehr traurig. Nicht wegen mir. Sondern für all die großartigen Menschen, die mit mir an dieser Nummer so hart gearbeitet haben. Das Team im Hintergrund, die Tänzer, der Modedesigner, der dieses grandiose Kleid für mich entworfen hat. Mein Hair-Stylist. Alle haben sich so viel Mühe gegeben. Wir waren eine grandiose Truppe. Jeder hat so unglaublich viel von sich hinein gesteckt, hat mit Herzblut an der Sache gearbeitet und war mit Leib und Seele dabei. Und wenn ich mir heute im Rückblick unsere Show von damals betrachte, bin ich immer noch wahnsinnig stolz auf das, was wir alle geleistet haben. Weil es einfach großartig ausgesehen hat. Und mein Kleid ist mit Sicherheit in die Geschichte eingegangen, als das gigantischste, was jemals beim Melodifestivalen getragen wurde (lacht). Auch eine Art Geschichte zu schreiben.

Und ich weiß, dass Alcazar deinen "The Queen" auch sehr mögen. Bei einem Interview vor ein paar Jahren haben sie das erzählt und das Lied dann auch noch gesungen.

Das ist schön zu hören. Ich liebe ihre Lieder.

2009 hast du dein letztes Album, welches ebenfalls "The Queen" hieß, veröffentlicht. Seit dem kam leider kein Longplayer mehr von dir auf den Markt. Können deine Fans sich evtl. bald auf neues Material und ein neues Album von dir freuen?

Die Musikindustrie hat sich in den letzten Jahren ein "bisschen" verändert. Die Plattenfirmen gehen nicht mehr gerne große Risiken ein. Und ich bin auch nicht die Art Künstlerin, die ein ganzes Album auf den Markt bringt, das sich gut verkaufen lässt. Sondern nur einzelne Lieder von mir. Und die gibt es eben nur als Downloads. Aber klar würde ich gerne ein drittes Album veröffentlichen. Vielleicht wenn ich genug Songs zusammen haben, stell ich sie zusammen und bringe das Ganze dann als Album heraus. Vor kurzem habe ich ein Remix meines größten Hits "Fix Me" veröffentlicht. Dies ist sozusagen ein Geschenk, da ich in diesem Jahr mein 10-jähriges Jubiläum als Solo-Künstlerin feiern darf.

Das ESC-Publikum ist ein sehr treues und verfolgt auch die Karrieren ehemaliger Teilnehmer beim Melodifestivalen, auch wenn sie es nicht zum ESC geschafft haben. Was hast du die vergangenen Jahre über gemacht?

Hauptsächlich war ich mit der Arbeit an meiner Musik beschäftigt. Ich habe ein paar Singles veröffentlicht. Nebenbei arbeite ich noch als Produzentin. Für Shows allerdings. Und manchmal werde ich auch als Stylistin engagiert. So habe ich viele kleine Nebenjobs, die ich abseits der Musik noch mache.

Was bedeutet es für dich eine der zwei Gastgeberinnen beim diesjährigen Eurovision Song Contest im Euroclub zu sein?

Es ist einfach großartig. Ich habe hier so viel Spaß. Und es ist etwas ganz Besonderes dies mit Shirley Clamp machen zu dürfen. Wir sind sehr gute Freundinnen und arbeiten bereits seit 16 Jahren zusammen. Das Publikum und die Fans zu treffen ist einfach unglaublich. Wir bekommen so viel Liebe und Zuneigung. Wir sind beide sehr glücklich dies hier erleben zu dürfen.

Vielen Dank Jenny und weiterhin alles Gute für dich und deine Musik!