Hallo Rúnar. Deine Wurzeln liegen eigentlich im Bereich der Rockmusik. Warum hast du dich dazu entschlossen bei Söngvakeppnin 2017 eine Ballade zu singen?

Generell bin ich nicht so sehr auf ein bestimmtes musikalisches Genre festgelegt. Ich singe Rock, ich singe Country, ich singe Balladen. Eigentlich singe ich Country-Rock. "Make Your Way Back Home" ist einfach ein Liebeslied das ich geschrieben habe. Das ich sehr mag und auf das ich sehr stolz bin.

Arbeitest du hauptsächlich als Einzelinterpret, oder arbeitest du mit einer Band? Beziehungsweise mit verschiedenen Bands zusammen, wie das auf Island Gang und Gebe ist?

Ich arbeite hauptsächlich als Solointerpret. Entweder trete ich alleine mit einer Akustik-Gitarre auf oder mit einer Begleittruppe. Aber auch da habe ich verschiedene Bands, die mich bei meinen Auftritten begleiten.

Du bist ein Kerl wie ein Baum. Und du singst unheimlich gefühlvoll, was man dir so auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde. Würdest du dich selbst als sehr gefühlvollen und emotionalen Menschen bezeichnen?

Ja, definitiv bin ich ein sehr gefühlvoller Mensch. Ich denke, dies liegt auch in der Natur eines Musikers, der, wie ich, die meisten seiner Lieder selbst schreibt. Fast alle Songs, die ich schreibe, liegen mir sehr am Herzen und handeln von Dingen, die mich bewegen. Meine Texte sind, meinem Empfinden nach, sehr gefühlvoll.

In welcher Stimmung warst du, als du deinen Wettbewerbsbeitrag "Mér við hlið / Make Your Way Back Home" geschrieben hast?

Das Lied ist eine Liebeserklärung an meine Lebensgefährtin. Zu dem Zeitpunkt, als ich den Song geschrieben habe, war sie unterwegs. Ich habe sie unglaublich vermisst und wollte ihr auf diese Weise sagen: Ich vermisse dich, finde endlich deinen Weg zurück zu mir.

Du trittst mit sehr erfahrenen Chorsängern, wie Petúr Örn Guðmundsson und Kristján Gíslason auf, die schon Gréta Salóme in Stockholm und Hera Björk in Oslo begleitet haben. Gibt dir dies ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit solch erfahrene Leute im Rücken zu haben, die dich auf der Bühne unterstützen?

Ja, absolut. Das ist auch der Grund, warum ich sie ausgewählt habe mich bei meinem Auftritt zu begleiten. Sie sind die besten Chorsänger Islands. Sie wissen genau, was sie tun. Außerdem sind alle sehr gute Freunde von mir. Wir haben schon oft zusammen gearbeitet. Sie sind einfach großartig. Dieses Gefühl der Gemeinschaft, dass wir alle eine Einheit bilden, gibt mir ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit und Komfort auf der Bühne. Mit Erna Hrönn Ólafsdóttir habe ich schon zahlreiche Duette gesungen.

Kannst du etwas über dich erzählen? Für die, die dich noch nicht kennen.

Ich bin 38 Jahre alt, habe eine Freundin sowie zwei Kinder aus einer früheren Ehe. Grundsätzlich bin ich ein fröhlicher und optimistischer Typ. Ich lebe hier auf Island und könnte mir nicht vorstellen an einem anderen Ort, als hier zu wohnen. Vor meiner Gesangskarriere war ich Eishockeyspieler und habe auch zehn Jahre in der isländischen Nationalmannschaft gespielt. Außerdem habe in Kanada und Dänemark gespielt. Doch das liegt nun hinter mir. Ich konzentriere mich nun hauptsächlich auf die Musik.

Wie kam die Entscheidung zustande dein Lied bei der isländischen Vorentscheidung 2017 einzureichen?

Ich dachte mir, dies wäre sicher eine tolle Erfahrung an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Auf der anderen Seite bringt die Teilnahme sehr viel Publicity mit sich, was natürlich sehr gut für mich ist. Es war quasi eine Entscheidung in letzter Minute. Ich habe einen befreundeten Produzenten, mit dem ich letzten Endes das Lied aufgenommen habe, mitten in der Nacht angerufen. Das waren neun oder zehn Stunden vor der Deadline. Ich sagte zu ihm: "Ich würde den Song gerne für den Eurovision Song Contest einreichen. Was hältst du davon?". Er meinte: "Tolle Idee. Wir müssen den Song aber noch um einiges kürzen". In der ursprünglichen Fassung war das Lied 4:08 Minuten lang. Wir saßen dann die ganze Nacht im Studio um den Titel auf 3:00 Minuten zu kürzen. Irgendwie mussten wir 1 Minute und 8 Sekunden aus dem Song entfernen. Das hat tatsächlich bis zum Morgen gedauert. Als es hell wurde war es dann endlich geschafft. Und nun stehe ich hier im Finale. Also hat sich der ganze Aufwand gelohnt.

Was sind deine Erwartungen an den heutigen Abend?

Eigentlich habe ich gar keine Erwartungen. Ich bin erst einmal sehr glücklich, dass ich hier im Finale stehe. Weil ich das überhaupt nicht erwartet hatte mich zu qualifizieren. Im Grunde genommen ist der Song textlich zu schwer für einen Wettbewerb wie den Eurovision Song Contest. Es ist keine "verrückte" Power-Ballade, wie Yohanna sie 2009 mit "Is It True?" hatte. Sie ist eine unglaubliche Sängerin und ebenfalls eine sehr gute Freundin von mir. Mein Song ist völlig anders. Entweder sind es solche Lieder, wie das von Yohanna, die gewinnen. Oder Lieder, die am unterhaltsamsten sind. Und ich finde "Make Your Way Back Home" trifft auf keine dieser beiden Kategorien zu. Der Titel ist "irgendwo dazwischen". Daher erwarte ich auch nicht zu gewinnen. Wie gesagt, ich bin sehr glücklich hier im Finale zu stehen. Ich freue mich einfach darauf meinen Song für all die Menschen im Publikum da draußen zu singen.

Singst du lieber auf Isländisch oder auf Englisch? Oder ist dir das egal?

Im Grunde genommen ist es mir egal. "Make Your Way Back Home" singe ich, für mein Gefühl, und ich kann nicht einmal sagen wieso, besser auf Englisch. Das ist einfach so. Obwohl der Titel ursprünglich auf Isländisch geschrieben wurde.

Vielen Dank Rúnar und viel Erfolg heute Abend.