Hallo Cesár. In jungen Jahren warst du Frontmann diverser Bands. Dann hast du dich mehr auf die Tätigkeiten im Hintergrund konzentriert, produzieren, komponieren und Background-Gesang. Wann reifte der Entschluss wieder ins Scheinwerferlicht zu treten?

Für mich war es klar, dass ich früher oder später zurückkommen werde. Du hörst nicht auf Musiker zu sein. Du fängst auch nicht an Musiker zu sein. Du bist einfach Musiker. Ich habe einfach nur auf den richtigen Moment gewartet. Ich bin so ein Bauch-Mensch. Bei mir kommt das Gefühl einfach aus dem Bauch heraus. Nachdem ich 2016 und 2017 für Bulgarien als Chorsänger beim ESC dabei war, hat mich dieses Gefühl nun zurück auf die Bühne gezogen.

Hast du dich beim ORF um die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2018 beworben, oder wurdest du angefragt?

Der ORF hat bei mir angefragt, ob ich nicht ein Lied einschicken möchte. Ich war dort bekannt. Ich wurde gebeten ein Lied einzureichen. Und so ist es dann eben passiert.

Ging es in erster Linie nur um das Lied, oder war auch klar, dass du es in Lissabon selbst singen wirst?

Es ging um das Lied, plus mich als Sänger.

Du bist Teil des Komponisten-Teams "Symphonix International". Wie genau entstand dieses Team?

Das ist jetzt zehn Jahre genau her. Wir feiern unser Jubiläum im Sommer. Eigentlich hat es dadurch begonnen, dass ich mit Borislav Milanov einige Jahre schon "unprofessionell" befreundet war. Er kam eines Tages auf mich zu mit dem Anliegen: "Ich habe einige Künstler in Bulgarien, die gerne Gesangsstunden bei dir nehmen würden. Denen gefällt deine Stimme und die würden gerne etwas lernen von dir." Dann bin ich schließlich nach Bulgarien gefahren um Workshops zu geben. Und auf diese Workshops habe ich damals einfach Sebastian Arman mitgenommen, den Borislav zu dem Zeitpunkt noch gar nicht kannte. Wir Drei hatten eine Superzeit damals. Wir haben spontan angefangen Lieder zu schreiben, die wir dann an die Künstler dort verkauft haben. Schon nach kurzer Zeit haben wir gemerkt, dass die Chemie zwischen uns prima passt. Als Team. Der Name "Symphonix International" ist auch dort noch entstanden. In einem Café in Sofia. Das war der Startschuss.

Und wie muss man sich einen solchen Kreativprozess vorstellen? Wenn ihr euch zusammensetzt und Lieder schreibt?

Das ist sehr unterschiedlich. Mittlerweile besteht Symphonix International aus fünf Personen. Und um den ursprünglichen Kern des Teams sind auch noch einige weitere, kreative Leute hinzugekommen. Welche jeweils mit den einzelnen Mitgliedern in Verbindung stehen. Grundsätzlich ist es sehr "freestylig". Wem etwas einfällt, wer spürt, dass er zu einem Projekt etwas hinzugeben kann, der kommt einfach dazu. Und macht Vorschläge. So wie bei meinem Song "Nobody But You". Ich finde es besonders schön, dass wir diesmal alle etwas gemacht haben. Dass alle fünf Kernmitglieder an dem Titel mitgearbeitet haben. Und deshalb ist es auch so ein "ausbalancierter" Song.

Habt ihr mehrere potenzielle Beiträge für Österreich für den ESC 2018 geschrieben, oder nur diesen einen?

Wir hatten für die Komposition des Titels sehr viel Zeit. Bereits Ende 2016 stand im Raum, dass ich bzw. dass wir für Österreich 2018 teilnehmen sollen. Da haben wir schon einmal angefangen "brainzustormen". Und ich würde sagen, "Nobody But You" hat viele Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Die uns alle irgendwie in Richtung "Nobody But You", wie es jetzt ist, gebracht haben.

Wie ist der Entstehungsprozess des Titels gewesen?

Eigentlich waren Sebastian und ich am Klavier gesessen und haben Themen und Ideen gesammelt. Die erste Phrase "Lord I’m Gonna Get So High Tonight", das war auch die erste Zeile, die uns eingefallen ist. Und von dort aus haben wir es dann sternförmig ausgebreitet.

Von wo stammen deine Eltern?

Meine Mutter ist Österreicherin, mein Vater ist Engländer. Beide haben auch Vorfahren aus der Karibik und aus Südamerika. Wir leben in Europa bereits in der dritten Generation. Es ist eine moderne Gesellschaft.

Am 17. März bist du gemeinsam mit dem deutschen ESC-Teilnehmer Michael Schulte bei Florian Silbereisen in der Show aufgetreten. In einer imaginären Wertung bist du Michael dabei ziemlich knapp unterlegen. War das nicht gefühlt wie ein Sieg? Bei 80 Millionen Deutschen gegenüber 9 Millionen Österreichern?

Wenn dieses Voting akkurat war, dann freut mich das sehr. Wenn man schon für sein eigenes Land stimmen kann, dann stimmt man in der Regel auch dafür. Vor allem, da sowohl Österreich als auch Deutschland einen tollen Song im Rennen haben. Deswegen hat es mich sehr gefreut, dass es bei Florian Silbereisen so ausgeglichen war.

Ehrlich gesagt, mir gefällt dein Song besser, als der deutsche.

Dankeschön, das freut mich zu hören.

Für einen Song wie "Nobody But You" braucht man einen ausgezeichneten und starken Chor. Steht schon fest, wer dich in Lissabon auf der Bühne gesanglich begleiten und unterstützen wird?

Ja, das steht schon fest. Ich konnte die meisten meiner Wunschkandidaten zu mir ins Boot holen, die normalerweise nicht wirklich Backing-Vocals singen. Es sind absolute Top-Leute. Rachel Ginty war jahrelang Chorsängerin für Celine Dion und war auch mit ihr auf Tournee. Sunai stammt aus Deutschland. Die Dritte im Bunde ist Sandra Kurzweil, ein junges, österreichisches Talent. Sie klingt zum Verwechseln ähnlich wie Lauryn Hill.

Hast du irgendein bestimmtes Ritual, bevor du auf die Bühne gehst?

Ich mache meine Stimmübungen in der Frühe. Ich brauche kein Ritual bevor ich auf die Bühne gehe. Darauf muss ich mich nicht speziell vorbereiten. Die Bühne ist mein Zuhause. Normalerweise fällt alles an Nervosität weg, wenn das Scheinwerferlicht angeht. Dann freue ich mich einfach nur darauf.

Vielen Dank und viel Erfolg in Lissabon.