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Weitere dicke Ãœberraschungen im 2. Semifinale

Das Favoritensterben geht weiter. Aber waren es wirklich Favoriten? Eher Länder, die mit teilweise schwachen Beiträgen IMMER weiter kamen. Dies hat nun ein Ende. Mit Russland und Rumänien hat es zwei erwischt, die bisher noch jede Semifinalhürde gemeistert hatte. Beide sind nun raus. Es gibt eben doch noch Gerechtigkeit in dieser ESC-Welt. Mit Norwegen und Australien kamen auch zwei Beiträge weiter, denen im Finale große Siegchancen eingeräumt werden.

Alexander Rybak durfte die Show aus der Altice Arena in Lissabon eröffnen. Der Sieger von 2009 vermittelte jedoch den Eindruck er würde mit angezogener Handbremse singen. Da hat er im Finale dann sicher noch Luft nach oben. Die Rumänen scheiterten mit einer bizarren Performance, welche rein gar nichts mit dem Titel gemein hatte, erstmalig in einem Semifinale. Offensichtlich hatten die Robin Beck Fans an diesem Abend etwas anderes vor und verschmähten die 80er-Jahre Rock-Ballade der Gruppe The Humans.

Das Balkan-Drama hat offensichtlich doch noch viele Fans in Europa. Anders lässt sich die Überraschung wohl kaum erklären, dass Serbien als Erstes aus dem virtuellen Umschlag gezaubert wurde. Es ist jeder Finalbeitrag großartig, der nicht auf Englisch gesungen wird.

Mit äußerst dünner Stimme, einem unpassenden Kleid für die nicht gerade ansehnlichsten Beine des Abends und alberner Performance scheiterte die maltesisch-deutsche Kollaboration aus Jessika und Jenifer Brening. Ein Finaleinzug für San Marino war im Vorfeld so wahrscheinlich wie ein Wechsel von Kanzlerin Angela Merkel zur SPD. Das Beste an "Who We Are" waren noch die Roboter. Doch was sollte die Botschaft "Size Doesn’t Matter" bedeuten? Sicher war damit San Marino gemeint. Ein Schelm sei der, der etwas anderes gedacht hat. Sicher dürfte es keine Überraschung sein, wenn der Zwergstaat den allerletzten Platz aus dem Jahr 2017 verteidigen wird.

Auch Rasmussen nahm sich an seinem nordischen Kollegen Alexander Rybak ein Beispiel und sang mit angezogener Handbremse. Dies im Finale bitte ändern. Der Rotschopf sorgte mit seinen Wikingern und "Higher Ground" für den ersten Gänsehautmoment des Abends.

Russlands Julia Samoylova hatte wirklich einiges hinter sich. 2017 durfte sie nicht nach Kiew. Und nun musste sie mit einem Nichts an Song die Vaterlandsehre verteidigen. Gesanglich hatte sie einen rabenschwarzen Tag. Behinderung hin oder her. Aber man sollte niemanden "verheizen", der offensichtlich Schwierigkeiten hat live zu singen. Denn zu hören war bei diesem Machwerk nur der Chor. Und es wäre ungerecht gegenüber den anderen Kandidaten gewesen, wäre Julia ins Finale eingezogen.

Da machte es der Russe in Diensten Moldaus, Philipp Kirkourow, in diesem Jahr deutlich besser. Die DoReDoS lieferten eine geniale Show ab und erinnerten teilweise an das SunStroke Project aus dem letzten Jahr. Dieser Tag wurde wirklich zu ihrem "glücklichen Tag". Es folgte der größte Applaus aller Kandidaten für diese locker-leichte Performance mit einem fröhlichen Lied, welches beim Publikum (bei der Jury vielleicht eher nicht) sicher nicht ohne Chancen sein wird.

Für Waylon war es im Vorfeld völlig egal, was er mit seinem "Outlaw In 'Em" erreichen wird. Er wusste, dieses Genre ist ein Risiko. Das Rumgehampel seiner Begleittruppe hätte zwar nicht sein müssen, dennoch zog der Hardcore-Country-Song verdient ins Finale ein. Genauso wie Jessica Mauboy. Auch wenn die australische Schönheit das falsche Outfit gewählt hatte. Und leider ging auch die Aufforderung ans Publikum, mitzusingen, ziemlich in die Hose. Das sollte sie sich fürs Finale besser sparen. Denn genau dadurch gab es geringe Abzüge in der B-Note.

Die Experimentierfreude Georgiens wurde leider nicht belohnt. Ebenso der Mainstream-Pop von Polen. Lukas Meijer hatte, gesanglich, nicht gerade seinen besten Tag erwischt. Oder Publikum und Jury waren die Parallelen zu Star-DJ David Guetta wohl zu offensichtlich. Denn da stand eben "nur" DJ Gromee auf der Bühne. Dennoch schade für einen tollen Song.

Ein G:son macht noch keinen Sieg. Diese schmerzhafte Erfahrung musste Maltas Christabelle an diesem Abend machen. Auch das Eurovision-Island-Team ist sich bis jetzt nicht sicher: Ist der Song gut oder schlecht? Ist er eine Kopie von Maroon 5 oder ein Original? Zuschauer und Jury waren sich wohl über letzteres einig.

Den Hardcore-ESC-Fans, bzw. den Fans der alten Stunde, dürft beim Auftritt der Jungs von AWS das Blut in den Adern gefroren sein. War das Gebrüll von Sänger Örs wirklich noch Gesang? Jedenfalls zündete das Quintett in jeglicher Hinsicht ein wahres Feuerwerk. Die Belohnung für eine grandiose Performance ist der Finaleinzug. Dagegen konnte die nachfolgende Laura Rizzotto nur (v)erblassen. Schade um Lettland und ein tolles Lied. Noch erschwerend hinzu kam, dass nach der Frau in rot, Schwedens Benjamin Ingrosso mit seiner minimalistisch instrumentalisierten Club-Hymne "Dance You Off" auftrat. Der 20-jährige wurde seiner Favoritenrolle gerecht und zog verdient in den Endkampf ein. Der Balkan-Schnarch-Ballade aus Montenegro blieb dies, nicht überraschend, verwehrt. Das Land an der Adria ist beim Eurovision Song Contest nicht gerade vom Glück verwöhnt.

Das beste Gesamtpaket des Abends lieferte Lea Sirk mit ihren Rap-Pop-Nummer "Hvala, Ne!" ab. In den Wettbüros auf dem vorletzten Platz gelistet hatte sie im Prinzip nichts zu verlieren und trumpfte mit synchroner Performance und tollen Tänzerinnen ganz groß auf. Und der Clou mit der Unterbrechung im Lied, wo Lea das Publikum um Unterstützung bittet, war einfach nur fabelhaft. Zum Glück tat ihr das Publikum (nicht wie bei Jessica Mauboy) den Gefallen und ging mit. Herzlichen Glückwunsch Slowenien zum Finaleinzug.

Die 80er Jahre scheinen doch noch nicht ganz aus der Mode zu sein. Mit feuriger Performance gelang MÉLOVIN die Null zu halten. Was bedeutet, die Ukraine hat sich bei jeder Teilnahme am Semifinale für den Endkampf qualifiziert.

Nun werden die Verantwortlichen beraten, in welcher Reihenfolge die Finalisten auftreten werden. Wir sind gespannt. Wer gehört diesmal zu den Gewinnern? Und wer zu den Verlierern dieser willkürlichen Festlegung?


Befindet sich unter diesen zehn Interpreten der nächste ESC-Gewinner?
In zwei Tagen werden wir es wissen
Bild: © Andreas Putting


Hat sich ob der großen Hitze hoffentlich nicht die Füße verbrannt
AWS-Sänger Örs Siklósi trat, wie immer, ohne Schuhe auf
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Slowenien ist nicht gerade vom Erfolg verwöhnt beim ESC
Kann Lea Sirk dies ändern?
Bild: © Andreas Putting